Die Zeit
Als Kleinkind kennst du kein Zeitgefühl,
die Zeit ist abstrakt, du verlierst dich im Spiel.
Du beginnst dein Umfeld zu entdecken,
deine Sinne gilt es zu erwecken.
Mit 6 beginnt der „Ernst des Lebens“, die
Unbekümmertheit ist vorbei.
Die Uhr lernst du jetzt kennen, fühlt sich an wie
Zauberei!
Mit ihr lernst du nun, wie der Tag sich teilt
und wie Stillsitzen dich so sehr langweilt!
Als Teenager stellst du erstmals alles in Frage,
gehst über Grenzen, orientierst dich vage,
bist verwirrt und fühlst dich erwachsen,
feierst die erste Liebe ausgelassen.
Mit 20 beginnt dein berufliches Wirken,
erste Erfahrungen, die dich bestärken,
dein Leben in vollen Zügen zu genießen,
Zeit scheint im Überfluss zu sprießen!
Mit 30 ist der Wunsch nach einer Familie präsent,
Kinder zu haben, jetzt, wäre der richtige Moment!
Vielleicht investierst du lieber deine Zeit in
eine Karriere,
keine Kinder zu haben, ist schließlich auch keine
Affäre!
Mit 40 merkst du, dass die Bio-Uhr tickt,
kleine Fältchen werden noch fein gedippt.
Du reflektierst dein Leben und dir wird klar,
was du noch alles erleben willst, unmittelbar.
Eltern, Verwandte, Freunde, sind bereits
vorausgegangen,
du schätzt dich glücklich, noch so viel Zeit zu
erlangen.
Mit 50 hast du vielleicht eine Sinneskrise,
du fragst dich, WAS war deine Devise?
Du möchtest dich erfahren, ohne Zwänge, einfach
frei,
wie wär’s jetzt mit Aquarellmalerei?
Die Zeit läuft dir im Tempo davon,
viel bleibt dir nicht mehr an Variation.
Mit 60 bist du nun in Rente, denkst, JETZT hab‘
ich endlich Zeit für mich,
doch vielleicht sind da schon Enkelkinder, die dir
sagen: wir brauchen dich!
Dein Körper befindet sich im Lebensherbst,
das eine oder andere schmerzt!
Wieviel Zeit wird dir noch bleiben,
vielleicht ein Testament für die Liebsten
schreiben?
Hast alles erlebt, was man nur fühlen kann,
nur die Zeit ging viel zu schnell, irgendwann!
© Andrea Mayr, 26.02.2020